Bitte legen Sie Ihre Arbeit an der Garderobe nieder

Das ehemalige Café Merk in der Ludwigstraße diente bis 1933 als Parteibüro der KPD-O. Während die Nazis in den Straßen Nürnbergs ihren Sieg feiern, verteilen Karl Grönsfelder und seine KPD-O-Genoss*innen fieberhaft Flugblätter. Der Plan, die aufkeimende Naziherrschaft durch einen Generalstreik zu schwächen, geht nicht auf, denn ADGB, SPD und KPD weigern sich mitzuziehen. Mit dem Verbot der Partei gehen die Mitglieder in die Illegalität. Material, Schreibmaschinen und Druckpressen werden in einem Gartenhaus am Stadtrand versteckt, von wo aus Grönsfelder weiterhin politisch aktiv ist.

Groensfelder

Historische Bildquelle: StadtAN A38 A-72-7

Mechaniker und Gewerkschaftler Karl Grönsfelder (* 1882) war 1919 Mitbegründer der Kommunistischen Partei (KPD) in Nürnberg. Bald schon kritisierte er die offizielle Politik der KPD, die auf eine Spaltung der Einheitsgewerkschaft abzielte. Mit 65 Anhänger*innen trat Grönsfelder aus der Partei aus und gründete die KPD-O (Kommunistische Partei – Opposition). Im einheitlichen Generalstreik aller Organisationen der Arbeiterklasse, wie er bereits den antidemokratischen rechten Putschversuch durch Kapp und Lüttwitz 1920 vereitelt hatte, sah Grönsfelder eine vielversprechende Möglichkeit, den aufkeimenden Faschismus zu schwächen. Doch stand er damit auf verlorenem Posten, denn SPD und KPD verfolgten damals eine grundverschiedene Politik und standen einander äußerst feindselig gegenüber.

Ungeachtet der Gefährdung seiner Sicherheit stand Grönsfelder in Zeiten der Illegalität in engem Kontakt mit Kommunist*innen im Stadtteil St. Johannis, die mit der Zeitung „Der Rote Sandberg“ eine der wenigen regelmäßigen antifaschistischen Untergrundzeitungen herstellten und verteilten. Bis Mitte April 1933 trafen sich KPD-O- Mitglieder um Grönsfelder heimlich im Reichswald, um über weitere Möglichkeiten zu beraten, ihre antifaschistische Arbeit zu erweitern.

Karl und Emma Grönsfelder im Jahr 1962. Herzlichen Dank an Hans Steiger für das Foto!

Karl und Emma Grönsfelder im Jahr 1962.
Herzlichen Dank an Hans Steiger für das Foto!

Am 12. April 1933 flog Grönsfelder auf. Zusammen mit seiner Frau wurde er verhaftet und für zwei Jahre in Dachau interniert. Die Verhaftung der beiden war der Anfang vom Ende der KPD-O-Widerstandsarbeit. Bis 1945 wurden immer wieder Nürnberger KPD-O-Genoss*innen verhaftet, mindestens zwei kamen in Konzentrationslagern zu Tode. Grönsfelder überlebte den Krieg und war nach 1945 an der Reorganisation der Arbeiterbewegung aktiv: als Betriebsrat bei Triumph und ab 1947 in der Bezirksleitung der KPD. Grönsfelder starb 1964.